Labyrinth oder Irrgarten?
"Ich ging im Walde so für mich hin
und nichts zu suchen, das war mein Sinn"
Aber eigentlich stimmt das gar nicht. Wir waren auf dem Weg mit Karte und gründlicher Vorbereitung,
um eine gotische Ruine wieder zu finden, die wir vor x- Jahren ganz zufällig bei einer unserer Wanderungen in der Fränkischen Alb entdeckt hatten.
Ein Kleinod mitten im Wald.
Doch sie fanden wir nicht. Stattdessen standen wir plötzlich völlig unvermutet einem Steinkreis gegenüber,
der sich bei näherer Betrachtung als Labyrinth entpuppte und mit diesem Sinnspruch von Gernot Candolini versehen war:
Suchen oder finden?
Mir kam das geradezu wie eine Offenbarung in der heutigen Zeit vor:
Wir irren und irren und irren und kommen dem Ziel keinen Schritt näher.
Völlige Orientierungslosigkeit.
Dabei tragen wir die Antwort auf alle Fragen des Lebens ständig mit uns herum.
Sie liegt in uns und nur in uns.
Je hektischer wir sie im Außen oder im neuesten und noch hyperen Handy suchen,
umso mehr entzieht sie sich unser.
Und hier bin ich bei unseren Eingangszeilen von Goethe.
Er beschreibt hier, wie er seine große Liebe Christiane Vulpius fand. Nämlich ganz und gar nicht, weil er sie suchte.
Er gab sich vielmher dem Müßiggang hin und fand!
Da befindet er sich in guter Gesellschaft mit Picasso, der auch nicht nicht suchte, sondern fand!
Das geht aber nur, wenn wir in unserer Mitte sind. Sind wir das nicht, dann sind wir wie Odysseus auf Irrfahrt und erreichen nie unser Ziel. So sehr wir uns auch bemühen.
Labyrinthe
gehören zu den ältesten Kultursymbolen der Menschheit. Sie faszinierten unsere Vorfahren schon in frühester Vorzeit. Viele Mythen ranken sich um sie und ihre Bezwinger. Sie fordern uns heraus, indem sie uns unsere Innerstes abverlangen, um zum Kern und somit zum Ziel beziehungsweise zur Lösung zu kommen. Wir sind nicht mehr dieselben, wenn wir das Labyrinth verlassen. In irgendeiner Art und Weise hat eine Transformation stattgefunden. Wir haben uns mit Energie voll getankt.
Wir können es nicht beschreiben, aber wir spüren es, in dem Moment und auch danach.
Es gehört mit zu meinen prägendsten Erinnerungen meiner Neurographiktrainerausbildung, wie wir in der Präsenzwoche alle nacheinander in die Mitte unseres selbst gebauten Labyrinths traten und uns so gegenseitig mit unserer Energie speisten.
Vielleicht kennst Du selbst auch ähnliche Erfahrungen mit Labyrinthen?
Dann lass mir doch gerne einen Kommentar dazu da 🙂